An alle Zivilist*innen!

Wieder wird in einem Krieg auf Befehl gemordet und gestorben. Auf beiden Seiten. Wieder wird mit Krieg Geschichte gemacht. Und wieder liegt es in unserer Verantwortung, dagegen Einspruch zu erheben.

Wir hier. In Österreich. Der Ukraine-Krieg bedroht uns unmittelbar. Diese Bedrohung macht Angst. Nun ist der aggressive Überfall Russlands über die Ukraine vorbehaltlos zu verurteilen. Trotzdem wäre das Einstimmen in all die vielen Formen von Kriegsbefürwortung, wie sie die öffentliche Debatte beherrschen, nichts anderes als sich in diesen Krieg als selbstverständliches Mittel der Konfliktlösung hineinziehen zu lassen. Das hieße, sich der Logik kriegerischer Gewalt anzuschließen und damit eine Eskalation des Konflikts zu dulden.

Es muss doch darum gehen, in jeder Handlung und Äußerung zum Ukraine-Krieg – wie zu jedem Krieg – Frieden als Ziel beizubehalten. Von den Entscheidungsträger*innen in Politik und Wirtschaft, in Medien und Kunst ist zu verlangen, sich für eine rasche Beendigung der Kampfhandlungen und den Beginn von Verhandlungen für einen nachhaltigen Frieden einzusetzen.

Wir hier. In Österreich. Wir müssen die freie, demokratische Rede bewahren, indem wir Friedensdenken und Friedenshandeln zur Grundlage politischen Sprechens und Handelns machen und uns nicht in das Konzept Krieg eingemeinden lassen. Das Konzept der Neutralität ist als Station auf dem Weg zu einem europäischen Frieden anzusehen. Österreich hat als neutrales Land und Sitz bedeutender internationaler, dem Frieden dienender Organisationen die Möglichkeit und die Pflicht, sich für eine friedliche und demokratische Konfliktlösung einzusetzen. Die beachtliche Rolle, die Österreich bei der Vorbereitung und Beschlussfassung des Atomwaffenverbotsvertrags gespielt hat, ist ein Beispiel für die Möglichkeiten aktiver Neutralität. Nicht durch militärische Aufrüstung, sondern durch Vermittlung und Gesprächsangebote können Österreichs Politiker*innen zur europäischen Sicherheit beitragen.

Weil es um unsere Leben und unsere Zukunften genauso wie um die Leben und die Zukunften der Kriegführenden geht, müssen wir die Utopie eines friedlichen Miteinander in Europa in Erinnerung halten und durch einlässliche Auseinandersetzung uns dieser Utopie annähern. Um diesem Ziel näher kommen zu können, müssen wir die Gleichschaltung in Kriegsbegeisterung als einzig erlaubtes Argument verweigern. Die Ausübung der freien Rede in breiter Diskussion ist dann selbst das deutlichste Argument gegen Krieg, dem die freie Rede immer zum Opfer fällt. Kluges Friedensdenken und Friedenshandeln bedeutet Erhaltung und Eroberung eines Demokratischen, in dem Krieg als Verstoß gegen die Grundrechte der Person nicht mehr vorstellbar sein wird.

Lasst uns gemeinsam und machtvoll und erneut zu diesem Ziel aufbrechen.

Folgende Personen unterstützen den Friedensbrief:

Marlene Streeruwitz (Autorin)
Walter Baier (Sozialwissenschaftler)
Women’s International League for Peace and Freedom – Austria
Heidi Ambrosch (Frauensprecherin, KPÖ)
Katerina Anastasiou (Bezirksrätin, Wien Rudolfsheim-Fünfhaus)
Margit Appel (Politikwissenschaftlerin)
Zeynem Arslan (Gender und Diversitätsforscherin, Autorin)
Josef Baum (Ökonom und Geograph, Stadtrat Purkersdorf)
Ljubomir Bratic (Erwachsenenbildner)
Eva Brenner (Theatermacherin)
Erwin Buchinger (Minister. a.D.)
Josef Cap (Klubobmann und Nationalratsabgeordneter. a. D.)
Bärbel Danneberg (Autorin)
Peter Degischer (Univ. Prof.)
Muna Duzdar (Staatssekretärin a.D., Abgeordnete zum Wiener Landtag und Gemeinderätin, Wien) *
Fritz Edlinger (Herausgeber und Chefredakteur)
Irmgard Ehrenberger (Internationaler Versöhnungsbund) *
Peter Fleissner (Univ. Prof.)
Ulli Fuchs (Kulturarbeiterin)
Bettina Frenzel (Künstlerin)
Heinz Gärtner (Univ. Prof.)
Agnese Grieco (Autorin, Übersetzerin und Regisseurin)
Klaus Heidegger (Religionslehrer)
Gerhard Hovorka (Ökonom)

Luisa Sello (Katholische Theologin, DIALOP) *
Marion Knapp (Klubdirektorin SPÖ) *
Gerhard Kofler (Friedensaktivist)
Ekkehard Kratzer-Madlung (Dr. Med.)
Claudia Krieglsteiner (Bezirksrätin Wien Margareten)
Adalbert Krims (Pax Christi Österreich) *
Franz Kronreif (Katholischer Theologe, Fokolarbewegung) *
Aiko Kazuko Kurosaki (Performerin)
Max Kübeck (Maler, Autor, Restaurator)
Dr. Ernst Löschner
Rosa Loga (Wien)
Mesut Onay (Gemeinderat, Innsbruck)
Andreas Pecha (Wiener Friedensbüro)
Kurt Palm (Autor, Regisseur)
Alois Reisenbichler (Friedensbewegung)
Manfred Sauer (Zeitschrift „betrifft frieden“)
Walter Sauer (Univ. Prof.)
Thomas Schmidinger (Politikwissenschaftler)
Mitra Shahmoradi-Strohmaier (Künstlerin)
Dr. Meinrad Schneckenleithner (Pax Christi Österreich) *
Uli Soyka (Musiker)
Ernst Toman (Friedensinitiative Wien 22)
Therese Toman (Friedensinitiative Wien 22)
Uli Weish
Peter Weish (Univ. Prof.)
Christine Zwingl (Architektin)

*) Die Nennung der Institution bedeutet nicht, dass die Unterzeichnung dieses Briefes in ihrem Namen erfolgt.

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1,747 Barbara Herzog Salzburg 07.05.2023
1,746 Damaris Kerschner Wien 09.04.2023
1,745 Johanna Tschautscher Lichtenberg 05.04.2023
1,744 Susanne Aichinger Wien 30.03.2023
1,743 SABINE SKOP Wien 27.03.2023
1,742 Jasmina Blagojevic Villach 25.03.2023
1,741 Martin Sattlegger Villach 25.03.2023
1,740 Hildegard Ronacher Villach 25.03.2023
1,739 Ingun Kluppenegger Villach 25.03.2023
1,738 Susanne Zimmermann Villach 25.03.2023
1,737 Erika Stengl Wernberg 24.03.2023
1,736 Claudia Brunner (Universitätsprofessorin) Klagenfurt 23.03.2023
1,735 Werner Ortmann Mistelbach 23.03.2023
1,734 Mifzi Fuckler Wien 17.03.2023
1,733 Jürgen Würgen Wien 17.03.2023
1,732 Cockler Foggler Graz 17.03.2023
1,731 Peter Enis Wien 17.03.2023
1,730 Schnauze Pisser Wien 17.03.2023
1,729 Kpoe Lüegner Wien 17.03.2023
1,728 Fuck You Wien 17.03.2023
1,727 Sophie Schuler Wien 15.03.2023
1,726 Maria Gruber Salzburg 07.03.2023
1,725 Peter Zwielehner Weilbach 07.03.2023
1,724 Herbert Leibetseder St. Georgen/Gusen 05.03.2023
1,723 Joachim Borya St. Pölten 04.03.2023
1,722 Elisabeth Zweynert Graz 03.03.2023
1,721 Sabine Krempl Ternberg 02.03.2023
1,720 Elisabeth Leonhartsberger Hall in Tirol 01.03.2023
1,719 Simone Grebie Graz 26.02.2023
1,718 Andrea Großschedl Wettmannstätten 22.02.2023
1,717 Eva Lehner Wien 19.02.2023
1,716 Romana Löcker-grinschgl Strassgang 19.02.2023
1,715 Horst Grinschgl Graz 18.02.2023
1,714 Friedrich Marko Unterlamm 18.02.2023
1,713 Beatrice Ananda Seuberling Darmstadt 18.02.2023
1,712 Sabine Fries Darmstadt 17.02.2023
1,711 Christine Steinacher Salzburg 17.02.2023
1,710 Anita Mittermaier Graz 16.02.2023
1,709 Michaela Gerhardter Salzburg 16.02.2023
1,708 Uta Götte Unterlamm 16.02.2023
1,707 Barbara Köpplinger Graz 16.02.2023
1,706 Harald Götte Unterlamm 16.02.2023
1,705 Irmgard Höllmüller 8010 Graz 15.02.2023
1,704 Anna Rath Graz 15.02.2023
1,703 Werner Janser Graz 15.02.2023
1,702 Marcus Hopfer Graz 15.02.2023
1,701 Brigitte Janser 8053 Graz 15.02.2023
1,700 Erich Grassl Graz 14.02.2023
1,699 Gertraud Lammer Wien 14.02.2023

Was wir erreichen wollen

Beim Sprechen und Handeln vom Krieg muss als eigentliches Ziel demokratisch gerechter Gesellschaftlichkeit der Frieden in jedem Augenblick mitgedacht bleiben. Der Krieg. Jeder Krieg behauptet sich selbst als geschichtliches Ereignis, dem nicht widersprochen werden darf. Dem ist mit allen Mitteln des Zivilisatorischen entgegenzutreten.

Die Gruppe der Erstunterzeichner*innen setzt sich aus Menschen unterschiedlicher kultureller, religiöser, wissenschaftlicher und politischer Bereiche zusammen, die sich ausschließlich im eigenen Namen und nicht namens einer Institution äußern.

Jeder und jede ist eingeladen, den Friedensbrief durch seine und ihre Unterschrift zu unterstützen und weiterzuverbreiten.